Rauminszenierung

Rauminszenierung beschreibt die bewusste Gestaltung von Innenräumen mit dem Ziel, Atmosphäre zu schaffen, Funktionen zu betonen und Emotionen auszulösen. Dabei steht nicht nur die reine Raumaufteilung im Vordergrund, sondern die „Erzählung“, die ein Raum vermitteln soll – ähnlich wie auf einer Theaterbühne. Licht, Farben, Materialien, Möbel und Accessoires werden gezielt eingesetzt, um eine bestimmte Wirkung zu erzeugen.

In der Innenarchitektur spielt Rauminszenierung eine zunehmend wichtige Rolle, vor allem in Zeiten, in denen Räume multifunktional, flexibel und dennoch persönlich sein sollen. Ein inszenierter Raum kommuniziert – er erzeugt Stimmung, reflektiert Identität und lenkt Aufmerksamkeit. Bei Gesa Vertes von Sikorszky ist Rauminszenierung keine Nebensache, sondern fester Bestandteil des gestalterischen Prozesses. Ihre Räume erzählen Geschichten – still, aber kraftvoll.

Ziel der Rauminszenierung

Ein gelungenes Raumkonzept ist nicht nur funktional, sondern vermittelt auch Sinnlichkeit und Charakter. Rauminszenierung hebt einen Raum aus der Beliebigkeit, gibt ihm eine Handschrift und erzeugt ein bewusstes Raumerlebnis. Sie schafft Übergänge, betont Blickrichtungen und verankert Nutzungen im Raumgefüge.

Gesa Vertes nutzt die Inszenierung nicht, um zu dramatisieren, sondern um zu strukturieren und Identität sichtbar zu machen. Dabei geht es weniger um Effekte als um eine subtile Regie – eine Komposition aus Licht, Material, Raumproportion und Bewegung. Jeder Raum wird zur Bühne des Alltags, mit Szenenwechseln je nach Tageszeit, Funktion und Stimmung.

Mittel der Rauminszenierung

Um einen Raum wirkungsvoll in Szene zu setzen, bedient sich die Innenarchitektur verschiedener Mittel. Diese greifen ineinander und bilden gemeinsam das gestalterische Gefüge. Gesa Vertes von Sikorszky kombiniert diese Mittel in ihren Projekten präzise und zurückhaltend – immer im Dienst der Raumidee.

Zu den wichtigsten Werkzeugen zählen:

  • Licht: Lenkt den Blick, schafft Tiefe, betont oder verbirgt. Tageslicht und künstliche Beleuchtung werden in Einklang gebracht.

  • Farbe: Erzeugt Kontraste oder Harmonie, beeinflusst Raumwahrnehmung und emotionale Wirkung.

  • Materialien: Haptik und Textur bringen Sinnlichkeit in den Raum, Oberflächen wirken als visuelle Bühne.

  • Möblierung: Position, Form und Maßstab der Möbel definieren Nutzungen und Bewegungsachsen.

  • Dekorative Elemente: Kunst, Textilien, Pflanzen oder Objekte setzen Akzente und verdichten den Charakter.

In den Konzepten von Gesa Vertes ist die Kombination dieser Faktoren immer durchdacht – sie erschafft keine Kulissen, sondern Räume mit Tiefe.

Szenografie im Wohnraum

Der Begriff „Szenografie“ stammt aus dem Theater und bezeichnet das gestalterische Konzept einer Bühne. In der Innenarchitektur meint er die bewusste Inszenierung von Raumsequenzen, Bewegungen und Sichtachsen. Gerade im privaten Wohnraum lässt sich dieses Prinzip subtil einsetzen: von der Positionierung eines Möbels über den gezielten Einsatz von Licht bis hin zum Wechsel von Materialien.

Gesa Vertes plant Räume häufig als „Abfolge“ – ein Raum führt in den nächsten, Zonen gehen ineinander über, Perspektiven werden geöffnet oder bewusst geschlossen. Ein Flur wird nicht nur als Durchgang gedacht, sondern bekommt Bedeutung durch Lichtinszenierung oder Materialwechsel. Ein Wohnzimmer wird zur zentralen Bühne, ein Schlafzimmer zum Rückzugsort mit sanfter Dramaturgie.

Die gezielte Platzierung von Blickachsen ist dabei ein wesentliches Mittel. Wer in einen Raum kommt, nimmt zuerst das wahr, was das Auge führt – sei es ein Lichtakzent, ein Möbelstück oder ein besonderer Farbton.

Gestaltung von Übergängen

Ein wichtiger Aspekt der Rauminszenierung liegt in den Übergängen: zwischen Funktionsbereichen, zwischen privat und öffentlich, zwischen offen und geschlossen. Gerade in offenen Grundrissen, wie sie heute häufig realisiert werden, spielt die Gliederung durch Gestaltung eine zentrale Rolle. Hier setzt Gesa Vertes feine Inszenierungselemente ein, die Räume subtil zonieren.

Beispiele dafür sind:

  • Materialwechsel im Boden: Ein Übergang vom Holzparkett zur Fliese markiert die Grenze zwischen Wohn- und Küchenbereich.

  • Lichtvouten oder Deckensprünge: Schaffen Zonen, ohne Wände zu ziehen.

  • Raumteiler mit semitransparenter Wirkung: Filtern Blickbeziehungen und schaffen Spannung.

  • Textile Elemente: Vorhänge oder Teppiche definieren Bereiche, ohne statisch zu sein.

Solche Übergänge sorgen dafür, dass Räume nicht starr wirken, sondern in ihrer Nutzung und Wirkung dynamisch bleiben. Die Übergänge werden zur Bühne – dort, wo Veränderung stattfindet.

Alltag trifft Ästhetik

Rauminszenierung ist nicht nur ein Thema für öffentliche oder repräsentative Räume. Gerade im Alltag hat sie eine große Wirkung. Wer sich in seinem Umfeld wohlfühlt, nutzt es anders, bewusster und oft auch sorgfältiger. Gesa Vertes gestaltet Wohnräume, in denen Atmosphäre entsteht – durch einfache, aber durchdachte Mittel.

Ein kleines Regal im richtigen Licht kann zum Lieblingsplatz werden. Eine bewusst platzierte Sitzbank mit Blick ins Grüne verändert die tägliche Wahrnehmung. Ein weicher Teppich unter einem Essplatz wirkt einladend und definiert den sozialen Mittelpunkt.

Diese Art der Inszenierung hat nichts mit Effekthascherei zu tun. Vielmehr geht es um den Einklang von Funktion, Empfinden und Form.

Einige Beispiele für inszenierende Elemente in ihren Projekten:

  • Fokuslicht über einem Einzelobjekt: Etwa ein Kunstwerk oder ein charakterstarkes Möbel

  • Kombination von rauen und glatten Oberflächen: Schafft visuelle Tiefe

  • Nutzung von Schattenzonen: Betont Ruhe und Rückzug

  • Gezielte Materialbrüche: Z. B. Holz neben Beton, Leinen neben Metall

Diese Kombinationen erzeugen Räume, die ein Eigenleben entwickeln – atmosphärisch, wandelbar und charaktervoll.

Raum als Ausdruck

Gesa Vertes von Sikorszky sieht jeden Raum als Möglichkeit zur Erzählung. In ihrer Arbeit geht es nie um dekorative Zugabe, sondern um die bewusste Komposition. Die Inszenierung ergibt sich aus dem Verständnis des Ortes, der Nutzer und des Materials. Ihre Räume sind reduziert, aber nie karg – ruhig, aber nicht starr – klar, aber nicht kühl.

Durch Licht, Material und Positionierung entsteht ein Spannungsfeld zwischen Offenheit und Geborgenheit, das ihre Raumgestaltung prägt. Rauminszenierung wird so zum Werkzeug, mit dem alltägliche Umgebungen eine neue Qualität erhalten – nicht laut, sondern leise und nachhaltig eindrucksvoll.