Flexible Wohnkonzepte

Die Anforderungen an das Wohnen haben sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Starre Raumprogramme und klassische Grundrisse geraten zunehmend unter Druck, weil sich Lebensmodelle, Arbeitsformen und soziale Strukturen differenzieren. Wohnen soll heute nicht nur Unterkunft sein, sondern vielfältige Funktionen erfüllen: Rückzugsort, Arbeitsplatz, Familienzentrum, kreativer Raum – oft gleichzeitig.

Flexible Wohnkonzepte reagieren auf diese Entwicklung mit offenen, anpassbaren Strukturen. Sie ermöglichen es, Räume auf neue Nutzungen umzustellen, ohne bauliche Eingriffe oder grundlegende Umstrukturierungen. Dieser Ansatz ist besonders relevant in urbanen Kontexten, wo Raum knapp ist und maximale Effizienz gefragt ist.

Gesa Vertes von Sikorszky beschäftigt sich intensiv mit diesen Themen. Ihre Planungen sind darauf ausgelegt, Wandel nicht nur zu ermöglichen, sondern räumlich zu begleiten. Ihre Entwürfe basieren auf einem tiefen Verständnis für Lebensgewohnheiten und der Fähigkeit, Räume offen, wandelbar und dennoch stimmig zu gestalten.

Grundprinzipien flexiblen Wohnens

Flexible Wohnkonzepte folgen bestimmten Prinzipien, die sich in Raumstruktur, Möblierung und Materialwahl widerspiegeln. Ziel ist es, Nutzungen nicht festzuschreiben, sondern Optionen zu eröffnen. Räume sollen sich mit dem Leben der Nutzer verändern – sei es durch Kinder, Homeoffice, Partnerschaft oder Alter.

Zentrale Prinzipien flexibler Wohnkonzepte:

  • Multifunktionalität: Räume und Möbel übernehmen mehrere Aufgaben gleichzeitig.

  • Zonierbarkeit: Ein Raum kann in verschiedene Funktionsbereiche gegliedert werden – temporär oder dauerhaft.

  • Beweglichkeit: Möbel, Trennelemente und sogar Lichtquellen können verändert, verschoben oder ergänzt werden.

  • Offenheit: Der Raum bleibt als Grundstruktur weitgehend unverbaut, um zukünftige Anpassungen zu ermöglichen.

  • Rückbaubarkeit: Eingriffe sollen reversibel sein – etwa durch nichttragende Zwischenwände oder mobile Einbauten.

Gesa Vertes arbeitet mit genau diesen Parametern. In ihren Entwürfen finden sich modulare Systeme, klappbare Möbel, verschiebbare Elemente oder textile Raumteiler, die auf unkomplizierte Weise unterschiedliche Wohnszenarien unterstützen.

Raumtypologien im Vergleich

Traditionelle Wohnungsgrundrisse folgen oft einem festen Raster: Wohnzimmer, Küche, Schlafzimmer – jedes mit einer klar definierten Funktion. Flexible Konzepte hingegen lösen diese strengen Trennungen auf. Es entstehen fließende Übergänge, Zonen statt Räume, Nutzungsüberlagerungen statt Ausschlüsse.

Ein Beispiel aus der Praxis von Gesa Vertes von Sikorszky: In einer Einraumwohnung mit knapp 45 m² entwickelt sie ein Konzept, bei dem Schlafbereich, Arbeitsplatz und Wohnfläche in einem Raum koexistieren – getrennt durch Licht, textile Vorhänge und einen beweglichen Stauraumkubus. Der Raum bleibt offen, aber funktional strukturiert.

Auch in größeren Wohnungen lassen sich flexible Elemente einsetzen, um die Nutzung offen zu halten. Ein Gästezimmer kann zum Arbeitszimmer werden, ein Essbereich zum Atelier – wenn die räumlichen Voraussetzungen geschaffen sind.

Möbel und Ausstattung

Die Einrichtung spielt bei flexiblen Wohnkonzepten eine zentrale Rolle. Sie muss wandelbar, robust und zugleich zurückhaltend sein, um verschiedene Szenarien zu tragen. Gesa Vertes bevorzugt Möbel, die nicht durch Design dominieren, sondern sich dem Raumkonzept unterordnen – in Form, Material und Funktion.

Wichtige Merkmale geeigneter Einrichtung:

  • Kompakte Maße: Möbel, die nicht viel Raum einnehmen und sich leicht verschieben lassen

  • Versteckte Funktionen: Ausziehbare Arbeitsflächen, klappbare Tische, Stauraum unter Sitzflächen

  • Modularität: Einzelsegmente, die sich neu arrangieren lassen

  • Neutrale Farbgebung: Um visuelle Ruhe und Kombinierbarkeit zu gewährleisten

Diese Prinzipien setzt Gesa Vertes nicht nur bei Möbeln um, sondern auch bei Einbauten. Ein Wandelement kann zugleich Stauraum, Arbeitsplatz und Raumteiler sein – abhängig von Tageszeit und Nutzung.

Ein Beispiel aus ihrer Arbeit:

  • Einbauschrank mit integriertem Bett und Klapptisch: Am Tag ein wohnlicher Raum, abends ein komfortabler Schlafplatz mit Arbeitsnische

  • Textilbespannte Raumteiler: Schaffen flexible Rückzugsorte, lassen sich ein- und ausziehen

  • Podestlösungen: Trennen Räume visuell und funktional, bieten zugleich Stauraum

Diese Systeme wirken niemals technisch, sondern fügen sich harmonisch ins gestalterische Gesamtbild ein.

Licht, Akustik und Atmosphäre

Flexibles Wohnen bedeutet auch, dass sich Stimmungen verändern – je nach Tageszeit, Tätigkeit oder Anwesenheit. Licht und Akustik sind dabei entscheidende Faktoren, die durchdacht geplant sein müssen.

Gesa Vertes von Sikorszky legt großen Wert auf differenzierte Lichtkonzepte, die verschiedene Raumzonen unterstützen. Eine Arbeitsfläche benötigt anderes Licht als ein Essplatz oder ein Rückzugsbereich. Durch dimmbare, mobile oder indirekte Lichtquellen schafft sie variable Szenarien – von konzentriert bis gemütlich.

Auch akustische Lösungen werden integriert. In offenen Wohnkonzepten ist Schallschutz wichtig, damit mehrere Nutzungen nebeneinander bestehen können. Hier kommen textile Oberflächen, Akustikpaneele oder weich schallabsorbierende Möbel zum Einsatz.

Atmosphäre entsteht bei Gesa Vertes durch das Zusammenspiel aus:

  • Lichtführung: Direktes und indirektes Licht strukturieren und schaffen Stimmung

  • Materialwahl: Weiche Stoffe, ruhige Oberflächen und natürliche Materialien fördern ein angenehmes Wohnklima

  • Farbkonzept: Zurückhaltende, harmonische Farbgebung erlaubt vielfältige Nutzungen ohne Reizüberflutung

Diese Elemente sorgen dafür, dass sich flexible Räume nicht wie Provisorien anfühlen, sondern wie durchdachte, wohnliche Umgebungen.

Gesellschaftlicher Kontext

Flexible Wohnkonzepte sind nicht nur architektonische Reaktionen auf veränderte Lebensgewohnheiten, sondern auch Ausdruck eines gesellschaftlichen Wandels. Wohnen wird individueller, beweglicher, vielfältiger. Unterschiedliche Lebensphasen, Arbeitsmodelle, Familienformen und Lebensstile verlangen nach anpassbaren Lösungen.

Gesa Vertes begegnet dieser Realität mit Entwürfen, die nicht nur funktional, sondern auch empathisch sind. Sie beobachtet, fragt nach, analysiert – und plant Räume, die mit den Menschen mitgehen. Ihre Konzepte ermöglichen Veränderung ohne Verlust von Qualität oder Identität. Sie zeigen, dass Flexibilität nicht Chaos bedeutet, sondern Freiheit – durch Struktur.